7.11.15 | Urbanspor 361 – Traktor 6:4 (2:1)

Guten Tag, lieber Leserin, es ist etwas passiert: Seit exakt 3 Jahren mußte Herr Pupetta wegen Aua mal die Boxenwacht verlassen und stellte dafür Mr. Phil O`Pitz dahinein in seine Reuse. Und gleich vorweg – der machte seine Sache richtig gut und hatte kaumstens Anteil an dem halben Dutzend Gegentore. Und damit sind wir gleich beim Thema! Waren vor einer Woche unter Bezahlung vierer Treffer (siehe Spielbericht eins drunter) die 3 Punkte noch nach Boxhagen entführt worden, so dellte es heuer deren sechse. Sechs Gegentore!? Ok, das war das vierte Auswärtsspiel in Folge und die Traktoristen vermissen ihren geliebten Hauffgrund schon ein wenig; aber muß und darf man deswegen in 2 Spielen 10 Dinger fangen? Wir sagen: darf man nicht! Was sagen Sie da draußen im Dunstkreis von „Unterschichten-Äther Friedrichshain“? Eben.

Und hier die eingedampfte Chronologie der Ereignisse:

Derbypartner Urbanspor (sind bei „Hansa 07“ assoziiert) stellte von Beginn an klar, wer Herr im Görli ist und setzte die Weinroten heftigst unter Druck. Schnörkellos lief die Pille durch die Reihen der All Blacks, messerscharf waren deren One-Touch-Pässe, skrupellos ihr Zweikampfverhalten, nervenstark die Abschlüsse. Da ackerte jeder auf 2 Positionen, da war verbale Bissigkeit überm Kinn vorhanden, eine unbescheidene Intelligenz durchzog wie rosa Nebel deren Spielgestaltung. Bretterhart, aber fair; erfahren und clever. Die Jungs forderten den Ball immer mit Freude, gingen in der Rückwärtsbewegung auch mal richtig drauf auf Traktoristen, trauten sich mit geringem Aufwand viel zu und hatten Lunge sowie exzellentes Stellungsspiel anzubieten. Kurz: hier war eine Spitzenmannschaft am werkeln! Und umso erstaunlicher waren dann doch die sich zu einem feinen Eindruck verdichtenden Aspekte des Boxhagener Spieles: in mancherlei Kategorien zwar nur 2. Sieger, gelangen denen schon einige verheißungsvolle Szenen und dies gereichte immerhin zu vier Netzungen. Aber immer, wenn sich die Boxhagener mit viel Tamtam herangearbeitet hatten, krachten sie jämmerlich gleich wieder in sich zusammen und zerstörten durch viel eigenes Zutun ihre durchaus günstigen Situationen, hmm. Der Reihe nach:

Das 1:0 fiel über rechts nach einer wunderschönen Kombi und wurde lehrbuchhaft in der Mitte abgeschlossen. Traktor verblüfft, uneins, etwas hadernd (schade, da hat der eine oder andere noch immer Nachholbedarf im Emotionsbereich) und ständig ungenau im Aufbau. Herr Pupetta von außen mit glasklarer Analyse und stellte um, so nach 25 Minuten. Sofort waren Weinrote besser im Spiel, weil die Fulda in der Mitte selbiger mehr Stabilität verlieh und Trevor Francis wie gewohnt jetzt ganz vorne seine Kringel drehen durfte. Trotz weiterhin existierender Hoheit der Urbansporer (die hatten bspw. spielübergreifend 18 ((!)) Ecken) tüten die Gäste als Lohn für ihr taktisches Geschick den Ausgleich ein (der Läufer auf eben den Engelländer), 43.`

Murat für Kreuzberger ging wie zum Hohne einen Moment nach Wiederantröte durch die in diesem Augenblick eingeseifte Traktor-Innenverteidigung hindurch und erzielte durch diese wirklich feine Einzelleistung die erneute Führung. Pause.

Hernach führte das Sammerle seine Abwehrer gut in die 2. Halbzeit, der Schiri moderierte volkstümlich-souverän, Urbanisten verzeichneten 2 Chancen. In diese allgemeine Plätscherei nun begab sich verärgert die Schildkröte und feuerte mal aus 31 Metern eine Piffpette ab, welche sich nicht zu spät über dem entsetzten Kiehpa der Heimwerker ins Netz senkte (53.min). Und damit zettelte der Krötenmann einen gigantischen Kampf nun an, in dessen Entwicklung doch einige Aorten auf den gut gefüllten Traversen anschwollen und gleichzeitig ein notorischen Fluchen einsetzte. Je nun, eine Schlacht fing an, geschlagen zu werden und es handelte sich hier möglicherweise um nichts weniger als die historische Uraufführung der Apokalypse. Jawoll, igitt!

Jetzt hatten die Gäste ihre wohl stärkste Phase und besahen sich doch leider nur neblig ihre Siegchancen. Verschenkten in schöner Regelmäßigkeit ihre sehr passablen Möglichkeiten und schossen den Handschuhmann hinten berühmt. Oder die Alustange. Merde…

All Blacks hatten nach ca. 12 Minuten die Schnauze voll und handelten: klauten dem Sammerle die Murmel, 3:2 (67.`) und krachten einen Fernschuß weiterhin in den Winkel (72.`, das Vierte). So macht das eben eine erfahrene Erstligamannschaft, welche übrigens genau weiß, daß sie sich um wirklich JEDEN Zweikampf zu kümmern hat. Die bauen sich nämlich nicht irgendwelche Schlösser und hoffen dann, den richtigen Schlüssel parat zu haben. Die arbeiten kontinuierlich und stellten den Erfolg danach dar, nicht umgekehrt. Sehr schön.

Traktor in Teilen schockiert, meistens weiterhin kampfesgewillt. Das war nun andererseits ebenfalls sehr schön: zu sehen, wie die sich nicht aufgaben und smofte zusammenhielten. Vorbildliche Lichtgestalten hier das Sammerle (trotz rätselhafter Schnitzer immer sich in die Verantwortung bringend) und sein Schauli Herr Moor – die schlidderten in jeden Schuß, die warfen sich in jeden Zweikampf, die verhedderten sich in jeden Gegner. Die Sphinx als Esprit-Hirn sprintete ab, was nicht bei „Drei“ auf dem Baum war, der Läufer versuchte vorne sein Möglichstes…

Aber, und das werden Sie, lieber Leserin, sicher bestätigen: Du brauchst in Spitzenspielen der Verbandsliga ELF Kämpfer! Stichwort hier ist die Selbstwahrnehmung… Mit auf dem u.a. Trekker heuer noch Linde, Gattuso, Blutendes Blond und Paul.

Das Fünfte fiel dann spielend leicht und alle dachten nun an Untergang oder dergleichen. Pusteblume – der Läufer per Freistoß sowie der Soziologe mit Winkelhammer verkürzten binnen zweier Minuten auf 5:4 (79./81.`) und nun keimte doch wieder Hoffnung auf bei Boxis (das sind so Situationen wie in der 5. Sequenz in Helsinki des Weltfilmes „Night on earth“ von Jim Jarmusch aus 1991).  Alleine die Zeit war schon weit fortgeschritten und wiederum eiskalt (nun per Kopfball) antworteten die sympathischen Gastgeber; Genickbruch, Spielentscheidung. So.

Ihre Sportredaktion darf an dieser Stelle vermelden, aus Gründen der gesundheitlichen Rücksicht in Zukunft solcherlei Achterbahnfahrten fernbleiben zu wollen. Verstehen Sie bitte: es ist schlicht nicht zum Aushalten von draußen, der Puls ist kaum zu kontrollieren, das Verständnis des Auges wird immer begrenzter. Das sind klassische Eishockey-Resultate, Tendenz Basketball. Wo also soll das hinführen? Fragt nicht etwa irritiert (Gratulation an die 361er), sondern leblos: Ihr Theo Retisch