“Die magische Halbzeitansprache des Herrn Pupetta”
An einem kühlen und klaren Mittwochabend empfng Traktor Boxhagen die temperamentvolle Truppe von Pichanga. Auch wenn die Punktedifferenz vor dem Spiel bereits bei 9 Punkten lag, darf man hier trotzdem von einem Topspiel sprechen. Es bittet schließlich der Tabellenführer den Drittplatzierten der Verbandsliga zum Tanz. Olé!
Die zahlreichen Auswärtsfans schmückten den Hauffgrund mit ihren Bannern und machten auf den Rängen ordentlich Stimmung, sodass man fast meinen könnte, Pichanga hätte ein Heimspiel. Hier wurde die Rechnung jedoch ohne die passionierten und lautstarken Traktoristen auf den berühmten Rängen des Hauffgrunds gemacht. Die brutale Heimserie, selbst Vereinsoffzielle können sich nicht mehr an die letzte Heimniederlage erinnern, kommt nicht von irgendwo und ist mindestens zur Hälfte den treuen Fans zuzuschreiben. Die restlichen 50% können laut Experten getrost den Bremsgeräuschen vorbeifahrender ICEs zugeschrieben werden; die Liga kommt bis heute einfach nicht auf diese geniale Ablenkungstaktik klar. Traktor Boxhagen 🤝 Deutsch Bahn.
Der Traktor an diesem Tag in leicht dezimierter Besetzung mit einer gewohnten 4-1-4-1 Formation. 16 Mannen, darunter: Polo – Rensenbrink ©, Feld-Doktor, Seelenflüsterer, Manne – Ackerdemiker – Maschine, Herr Albrecht, Achilleus, Sokrates – Tokajer. Darüber hinaus eine stargespickte Bank mit Coronas Rippe, Samweis, Kannibale, Sphinx und der eingeflogene De Bräune.
Die Partie war anfangs geprägt von galligen Zweikämpfen und sehr viel Mittelfeldgeplänkel, jedoch ohne klare Torchancen. Immer öfter schleichten sich in Traktor’s Aufbauspiel die ein oder andere Ungenauigkeit ein, wodurch Pichanga ab Minute 15 leichtes Übergewicht bekam. Tokajer, bei jedem Ballkontakt von der gesamten Sparta Nachwuchsakademie lautstark angefeuert, wurde dann nach einem schönen Ball von Herrn Albrecht auf die Reise geschickt und nach 30m Vollsprint fehlte leider die letzte Kraft die Kugel im Kasten unterzubringen. Bis auf wenige Entlastungen spielte sich jedoch der Großteil der ersten Halben in Traktor’s Hälfte ab und dann kam es wie es kommen musste: Pichanga steckt nach Ballgewinn schön durch die Lücke und erzielt nach sattem Linksschuss ins untere rechte Eck das 0:1. Ekstase im mitgereisten Fanblock, ja sogar Auswechselspieler, Coach und Betreuer rannten aufs Spielfeld, um den Treffer zu feiern. Hier muss sich Traktor’s Vereinsführung zukunftsmäßig Gedanken machen, ob bei steigenden Zuschauerzahlen (zu erwarten) eventuell mit Ordern gearbeitet werden muss. Nach dem Gegentreffer neutralisierten sich die beiden Seiten größtenteils, bevor der souverän agierende Schiedsrichter zum Pausentee pfiff.
Die Presse erhielt für Pupetta’s Halbzeitansprache leider keinen Zugang, aber der Kopf der Großfeldbauern muss nach dem Meisterschalen-Coup in der vorherigen Woche erneut die richtigen Worte und die nötige Intensität gefunden haben. Wie ausgetauscht kamen die Mannen aus der Kabine und drehten innerhalb von 10 Minuten das Spiel. Zuerst Maschine, der in unnachahmlicher Art & Weise die Kugel in die Lange Ecke bugsierte und damit den Abstand auf De Bräune in der Torjägerliste verkürzte. Gerüchten zufolge soll es in Traktor’s Umkleidekabine mittlerweile so zugehen:
Nur 7 Minuten später dann Herr Albrecht mit einem Freistoß aus dem rechten Halbfeld. Trotz der geschulten Schusstechnik von unserer Nr. 7 (Stichwort: Knuckleball), geht das Ding ganz klar auf die Kappe des gegnerischen Goalies. Danach wären die Zuschauer fast Zeugen eines “Sportschau Tor des Monats”-Tor geworden als der Kannibale nach feiner Hereingabe von Maschine zum Fallrückzieher ansetze und den Ball an den Pfosten knallte, leider war zuvor bereits abgepfiffen worden. Danach folgten viele Zweikämpfe im Mittelfeld und die Mannen von Pichanga kanalisierten zunehmend ihren Frust in Richtung Schiedsrichter, der die ein oder andere Karte an diesem Abend verteilte. Während bei Traktor diese Saison maue 12 gelbe Karten auf dem Konto stehen, sind es bei den Gästen bereits 42 gelbe sowie 6 gelb-rote, chapeau! Pichanga warf nochmal alles in die Waagschale und gefiel durch das teils schöne Kombinationsspiel im Mittelfeld, doch bei unserer starken Viererkette war dann spätestens Schluss. Beeindruckend zu sehen, mit welcher Souveränität da hinten bei wechselndem Personal agiert wird. In der 84. Minuten schlug der Karius-Fluch beim gegnerischen Goalie dann nochmal zu: Sokrates fasst sich ein Herz und zieht aus 25M ab. Der Ball springt kurz vor dem Goalie nochmal auf, sodass dieser ihn sich dann unglücklich ins eigene Tor boxt. Damit war die Messe dann auch gelesen und auch für Pichanga war klar, dass es heute ohne Punkte nach Hause geht. Den Schlusspunkt setzten jedoch die Gäste, indem sie zumindest ihre Kartenstatistik um eine weitere Gelb-rote in der 93. Minute ausbauten.
Summa summarum eine ordentliche Leistung der Großfeldbauern, die vor allem in der zweiten Hälfte zu gewohnter Stärke fand. Es wäre interessant zu sehen gewesen, wie sehr sich die Heimelf noch steigern hätte können, wären da nicht diese beiden Torwartpatzer passiert. Außerdem ist es schön zu sehen, mit welcher Ruhe und Abgeklärtheit auch Rückstände angenommen und danach gedreht werden; wahrlich meisterhaft. Nichtsdestotrotz wird sich Pupetta in der nächsten vier spielfreien Wochen sicherlich Gedanken machen, wie man den Spielaufbau etwas variabler gestalten kann. Vor allem der Abstand zwischen dem ZM und den vorderen Drei war teilweise zu groß, sodass diese teilweise in der Luft hingen und dadurch nicht immer für Entlastung sorgen konnten.
Jetzt heißt es für die fleißigen Traktoristen erstmal ausruhen und verletzungsfrei den 1. Mai zu überstehen, bevor dann am 26. Mai erneut Pichanga fürs Pokalhalbfinale in den Hauffgrund kommt. Kommet in Scharen, wenn es wieder heißt “Auf Traktor! Auf!”
Vamos Tinto!!!
Zusatz
Pichanga („Durcheinander“)
Dieses sehr einfache Gericht wird nicht gerade dem gastronomischen Zirkel zugerechnet und ist deshalb auch meist nur in den Hafengegenden in sehr einfachen „Esshäusern“ zu finden. Es wird aus gewürfeltem Fleisch, Oliven, eingelegtem Gemüse, Käse, Tomaten und Avocados zubereitet. Oft wird es als Vorspeise zum Teilen zwischen mehreren Gästen gereicht um die Wartezeit bis zum Hauptgericht zu verkürzen.
Quelle: trekkingchile.com