22.04.2023 | FC Britische Löwen – SV Traktor Boxhagen 0:1 (0:1)

In der Sportanlage am Westend schienen die morgendlichen Sonnenstrahlen auf das für die Freizeitliga typische, eher dem Hockeysport zugehörige, Geläuf. Erhöhte Sonnenbrandgefahr für die Traktoristen und ihren Rivalen aus dem britischen Königreich. Der Traktor in hervorragender Besetzung. 17 Mannen – Krake, Ackerdemiker, Seelenflüsterer, Manne, Rensenbrink, Grunge, Tornado, C-Dog, Sokrates, Maschine, De Bräune, Polo, Coronas Rippe, Kannibale, Achilleus, Hulk und der Tokajer – motiviert bis in die Haarspitzen, dem letztjährigen Ligaprimus zu zeigen, wer in dieser Saison verdientermaßen die Liga dominiert. Aus dem Fanlager hatten sich einige der 25.000 hanseatischen Fischköppe am Spandauer Damm eingefunden, um sich, wie die Mannschaft selbst, für das nur 3 km entfernte Bundesliga-Spektakel heiß zu laufen, was gegen britische Fussballkultur bekanntermaßen ganz gut funktioniert. Alles war also angerichtet für das große Fussball-Frühlingsfest. Auf der Speisekarte: Löwen a la carte.  

Pupetta wusste seine Mannen vor Anpfiff obendrein mit einem besonderen Kniff den Fokus schärfen, der Umweg über das Vereinsheim und den gemeinsamen Blick auf das Stück der Begierde! Die Schale nach Anpfiff noch vor Augen, stellte Traktor bereits früh die Weichen, als sich De Bräune in der 5. Minute in gewohnt unnachahmlich dynamischer Figur durchsetzte und dem Goali mit einem satten Schuss ins lange Eck wenig Chancen ließ. Der Traktor lief also gewohnt zuverlässig auf allen Zylindern, bereit das Feld zu beackern, um alsbald die große Ernte einfahren zu können. In den gegnerischen Reihen wirbelte zwischen den allseits bekannten britischen Sportsmen, ein bislang unbekanntes Gesicht, welches wohl eher dem skandinavischen Raum zuzuordnen ist, möglicherweise ein Cousin Emiil Forsbergs oder Christian Eriksens. Grunge und er lieferten sich früh rassige Duelle und schnell war klar, diesen mussten die Traktoristen besonders im Auge behalten. Doch so kam es, dass auch die Spielleitung ein waches Auge bewies, als jener hoch veranlagte Löwe, Grunge, schamlos von hinten in die Beine trat. Das Spielgerät dabei in weiter Ferne, gab es keine zwei Meinungen. Das Löwenrudel reduzierte seine Population. In Folge verlor das Spiel seinen Fluss. Die Löwen haderten mit dem roten Karton und weiteren Pfiffen des Offiziellen. Und auch die Traktoristen wirkten fahrig, wollten es auf dem stockfehleranfälligen Teppichgeläuft oft zu kompliziert machen und schenkten das Spielgerät leichtfertig her. Tintos Offensivkünstler um die Maschine, De Bräune, C-Dog, Tokajer, Sokrates oder Tornado brachten sich zwar gelegentlich in vielversprechende Abschlussposition, sauber vorgetragene Angriffe waren jedoch trotz numerischer Überzahl eher Mangelware. Tintos Abwehrverbund, um die Werderaner Innenverteidung, war ähnlich wie die restlichen 25.000 in der Stadt weilenden Hanseaten, in anschaulicher Tagesform und auch die Krake fischte alles weg, was in Richtung seines Kastens geflogen kam. So ging es 1:0 in die Pause.  

In der Halbzeit versuchte Coach Pupetta seinen Mannen die Einfachheit des Spiels wieder näherzubringen. Überzahl auf dem Feld. Ruhe und Geduld. Flach spielen, hoch gewinnen. In Folge lief die Murmel durchaus etwas ruhiger durch die Reihen der Traktoristen. Grunge füllte den 6er Raum gekonnt abgeklärt und bissig alleine aus. Seine Vorderleute streuten einzelne starke Offensivaktionen ein, doch hier bewies auch der gegnerische Goali sein Können, mit sensationellen Reflexen vereitelte er einen Ausbau der Führung. Unkonzentriertheiten und Platzprobleme konnten jedoch auch in der zweiten Halbzeit nicht vollends abgestellt werden. Für den Betrachter machte es gar den Anschein, als hätte sich die Population des kämpfenden Löwenrudels wieder auf Anstoß Niveau erholt. Taktisch agierten die Löwen überwiegend mit dem Insel-typischen Kick and Rush, was die Abwehr zwar vor keine unlösbaren Probleme stellte, die Spannung jedoch nicht notwendigerweise bis zum erlösenden Abpfiff erhalten ließ.  

Die britischen Kontrahenten blieben echte Sportsmen. Während der 90 Minuten immer für einen nicht jugendfreien Spruch zu haben und leicht durch Coronnas Rippes Trikotnummer der 69 zu begeistern, nach Abpfiff mit fairem handshake und beer. Demzufolge wird der Traktor zukünftige Duelle bedauerlicherweise missen müssen. Die Löwen bejagen zur neuen Saison die Gefilde des offiziellen Ligabetriebs, good luck mates! 

Traktor begoss genusssüchtig den großen Schritt in Richtung Meisterschaft und spazierte gemeinsam ins ausverkaufte Olympiastadion, in dem sie mit 6 Toren zur Freude der Bremer-Traktoristen bestens unterhalten wurden. 

An dieser Stelle gilt noch besonderer Dank an die mannschaftsinterne medizinische Abteilung um unseren Chefchirurgen dem Kannibalen, der erfolgreich das gerissene Kreuzband der Konstanz wieder zusammenflickte. Beste Genesungswünsche!  

Vamos Tinto, Ihr Filou