Erste Male prägen unser Leben mit einer Mischung aus Aufregung und Unsicherheit, über den eigenen Schatten springen und die Komfortzone verlassen. Vom ersten Atemzug bis zum ersten Schultag, vom ersten Kuss bis zur ersten Reise allein, vom ersten Job bis zur ersten Beziehung – sie markieren den Beginn neuer Erfahrungen und persönlichen Wachstums. Manchmal sind sie von Freude geprägt, manchmal von Trauer, aber immer hinterlassen sie bleibende Erinnerungen und prägen unsere Entwicklung. Kurzum: Erste Male, (natürlich auch „das erste Mal“), bleiben in besonderer Erinnerung. Diese ersten Male werden jedoch nicht immer allein erlebt.
Wie schön ist es doch, erste Male zu teilen – die Aufregung zu teilen, das Neue gemeinsam zu entdecken. Natürlich müssen die Rollen, gerade im Trainerberuf, dafür klar definiert sein. Die Recken auf dem Platz wollen klare Ansagen, wollen einen Leitwolf, einen Chefcoach (Ein Gedanke sei gestattet: der Filou findet den Gedanken eines Trainerkreises spannend – Doppelspitzen sind in der Politik mittlerweile üblich. Wieso dieser Fokus auf einzelne Personen?
Liegt es an der klaren Verantwortung, die so auf eine Person projiziert werden kann? Wer weiß…). So jedenfalls war es nur folgerichtig, dass beim Trainerdebüt von Konstanze & der Grinsekatze die Rollen von Anfang an klar verteilt waren. Konstanze als Headcoach, Grinsekatze als CoCoach & so viel sei gesagt, lieber Leserin – sie ergänzten sich wunderbar wie Ying & Yang, Salami & Pizza, Kater & Ibu. (Das könnte natürlich als Kampfansage an Pupetta verstanden werden, aber davon distanziert sich der Filou natürlich ausdrücklich). Austragungsort war der Werner-Kluge-Sportplatz im Norden Berlins, Gegner Don Bosco / Alemania. Das erste Mal der beiden Kontrahenten fand erst 5 Tage zuvor im Hauffgrund statt. Das Spiel endete 6:0 für die Hausherren. Ob sich Don Bosco von dieser deutlichen Niederlage erholen konnte, muss mit einem klaren Ja beantwortet werden. Auf heimischem Platz war es ein galliger Gegner, der den Kunstteppich wahrlich einzuschätzen wusste. Von der krachenden Niederlage war beim Gegner nichts zu spüren, man hatte das erste Mal analysiert und sich einen Schlachtplan zurechtgelegt.
Folgende Bauern zogen von Anfang an ins zweite Mal ein: Käpsele als Torwart, Ackerdemiker & der Tornado davor, Coronas Rippe & Rensenbrink als AV, davor Herr Albrecht als Sechser, die Außen beackerten die Maschine und Sokrates, in der Mitte DeBräune und Samweis und in der Spitze der Schwabenpfeil. Immer kampfbereit waren Alexander, Kannibale, Reißer, Jakobiner & Hulk, die im Laufe des Kampfes von den Coaches allesamt eingesetzt wurden. Das Spiel begann, und schnell wurde klar, das permanentes Pressing bei diesem riesen Acker den vorzeitigen Spielabbruch durch Erschöpfung bedeutet hätte, war dieser Platz doch (no shit!) ca. siebenmal so groß wie der heimische Hauffgrund. Deswegen kam der Don immer wieder in die Lage, lange, hohe Bälle in die Tinto’schen Reihen zu schlagen und zumindest immer wieder Unsicherheiten zu forcieren. Das null zu eins für Tinto war ein sauber vorgetragener Angriff über die linke Seite mit einem wunderbaren Abschluss des Kannibalen. Das eins zu eins für den Gegner war ein sogenanntes „Kacktor“: Der Klärungsversuch per Volley, der weit in die gegnerische Hälfte fliegen sollte, entpuppte sich als Flanke für die Alemannen, die dadurch wieder an Punkten schnupperten. Doch zunächst konnte sich der Traktor weiter behaupten: Elfmeter für Tinto. Den schoss Herr Albrecht trocken halbhoch in die Mitte – keine Chance für den Torwart. Eins zu Zwei zur Halbzeit.
In der Kabine gab es von den Rookie-Coaches klare Anweisungen, gut artikuliert mit klarer Sprache und der klaren Absicht, hier zu gewinnen. (Captain Obvious lässt grüßen) Die 2. Halbzeit begann mit dem nächsten Kacktor: zwei zu zwei, und ca. 15 Minuten später das nächste Kacktor, drei zu zwei – das Spiel lief folgerichtig: Kacke. Der Mut auf dem Platz war etwas verflogen, der Wille und Glaube an einen Sieg nicht in allen Reihen von Tinto zu spüren. (So äußerten sich zumindest einige Traktor-Spieler hinterher unter der Dusche). Ob der Glaube auch beim Trainerduo verschwunden war – das muss der Leser die beiden wohl selbst fragen, denn sie ließen sich nichts anmerken. Sie wollten weiterhin ein erfolgreiches, gemeinsames erstes Mal hier draußen – somewhere in the north – haben. Motivationsreden im Zehn-Sekunden-Takt und die taktische Umstellung auf Dauerpressing waren ihre „trainerische“ Antwort auf die Kacktore. Und tatsächlich, der Traktor sprang wieder an, die Maschine konnte wieder gestartet werden und eben diese Maschine konnte mit einem satten Linksschuss 15 Minuten vor Schluss den Ausgleich erzielen. War mehr drin? Der Gegner war überrascht, Tinto hatte noch einmal Feuer gefangen, Tinto wollte seinen Debüttrainern nicht die Schmach eines Punktverlustes antun.
Ein Glück, dass De Bräune in klassischer Thomas-Müller-Manier 4 Minuten nach Maschines Ausgleich das drei zu vier für Tinto erzielte und kurze Zeit später per Kopf den drei zu fünf Endstand für Traktor einnickte. Alles in allem ein verdienter, mit Kampf und Leidenschaft gepaarter Sieg. Erste Male prägen unser Leben mit einer Mischung aus Aufregung und Unsicherheit, über den eigenen Schatten springen und die Komfortzone verlassen. In diesem Spiel war alles dabei: Aufregung, Unsicherheit und die letzten zwanzig Minuten noch einmal aus der Komfortzone herausgehen, alle Kräfte mobilisieren und das scheinbar Unmögliche (O-Ton: „Ich hätte nicht gedacht, dass wir das noch packen“) möglich machen. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, auf die die Trainer sicherlich hätten verzichten können. Aber genau diese Achterbahnfahrten sind es, die das Leben lebenswert machen, die den Fußball zum Fußball machen und nach denen wir uns hin und wieder sehnen. Schön, dass es euch gibt.
In Liebe Filou