Abstiegskampf heißt Kampf „gegen“ den Abstieg. Und nicht „um“ den Abstieg. Diesen Unterschied herauszuarbeiten tut sich Ihr Autor gerade genauso schwer wie die sportlich praktizierenden Traktoristen bei Dunkers gestern. Hatten die eine „Spielblockade“? Und wenn ja, darf dann Ihr Theo Retisch auch eine „Schreibblockade“ haben? Egal, tun wir demütig der Journaille-Pflicht genüge und berichten hiermit:
Von einer weinrot beeindruckenden, sich im Bereich der 52 Prozent befindlichen Passungenauigkeit. Von einer gewissen Überdrehtheit der Gäste, garniert mit kompottigen Verlegenheitsversuchen, die Dinge besser aussehen zu lassen, als sie waren. Von einer grauen Schläfrigkeit einzelner, sich den Kampf von der Bettkante aus ansehen zu wollen. Von einer wirklich interessanten, schon länger beobachteten (im letzten Pokalspiel wurde dies noch von den äußeren Bedingungen charmant überdeckt) Teilnahmslosigkeit bei Kopfballduellen. Von einer insgesamt schwachen Boxhagener Vorstellung, innerhalb derer die Protagonisten nicht etwa nur verlegen waren oder ihrer Mittel nicht sicher. Von einer Realität also, welche wie folgt umschrieben werden kann: auch nur ein engagierter Mann weniger, ein Züngelchen Einsatz weniger, einen Zweikampf weniger; ein Hadern mehr, eine Rechthaberei dazu oder das Verheddern mit Gegner und Schiedsrichter mehr – all dies führt zuverlässig zu Konflikten und Misserfolg.
Von andererseits einer weißen teuflischen Ruhe, die Pille hintenrum laufen zu lassen. Von zackigem Passwesen, klar nach vorne getragenen Bällen. Von gekonnten Spielzügen, welche ihr Finale immer wieder in Vertikalvorlagen Richtung Spitze fanden. Von der Spielfreude der Kollegen mit den Nummern 10, 13 und 16 (dieser Bursche ist ja eine Augenweide und zelebrierte seine Dribblings am liebsten im Sperrbezirk von Tinto). Von einem exakten Stellungsspiel der Prenzelberger mannschaftsübergreifend und also einer stabilen belastungsfähigen Organisation.
Von 12 Zuguckern, die extra für Traktor nach Norden gepilgert waren.
Von 4 Toren: In der 13. Minute durch den Dreizehner, husch in den Sechszehner noch an 2 Leuten vorbei und listig mit links eingeschoben zum EinsNulle. In der 46. (!) Minute nach Wiederantröte durch die Mitte ohne jeglichen Begleitschutz zum ZwoNulle. Boxhagener Anschluss dann durch den Soziologen (nach Chip des Tokajers) ein Quaterchen vor Ende. Schlusspunkt der Teufel mit Lattenunterkantenrakete durch ihren Fuffzehner. Uff!
Also: Traktor bemüht, aber mit zu wenig Kraft nach vorne; Ideenlosigkeit und Unaufmerksamkeit inklusive. Dabei auch: Sir Weiwel, Sammerle, Trude Unruh, Phönizier, Pater Gonien, Linde, Sphinx, MatzeDonier (kochte immer mal wieder die Emotionen erfolgreich herunter bei Streitszenen), Läufer (ein Totalausfall, schieben wir es mal auf die Witterung), Blutendes Blond, Coronas Rippe, Werfer sowie Wiederkehrer Herr Moor. Willkommen im Abstiegskampf, gelle.
Gratulation an die Teufel, beinharte Arbeit. Wirklich besten Dank auch (!: keine Ironie!) an einen ziemlich brillanten Referee – das war eine fachlich einwandfreie Moderation und dies nun fällt wegen Seltenheit besonders auf.
Glückauf, Traktor, auf!