Die Schildkröte ist gestorben. Jawohl, einen der teuersten Toten der letzten Wochen hatten wir Ihnen, lieber Leserin, fast unterschlagen! Auskenner der Kategorie „feiner Humor“ werden wissen, um wen es sich handelt – natürlich mitnichten um den nach Darmstadt zur Fringszette abgewanderten verdienten Trakoristen gleichen Künstlernamens (war vor ziemlich genau einem Jahr der Fall von wegen Dschobb und Familie, right!). Also „Schildkröte“ stand am Baumarkt an der Säge und saß abends dann bei „Ingo“ im hanseatischen Imbiss rum: um sich die endlos wirkenden Gedankengirlanden von „Dittsche“ anzuhören und um endlich jenen auf den Erdboden zurückzuholen mit dem magischen, in Endlosschleife praktizierten Spruch „Halt die Klappe, ich hab Feierabend!“. Jeden Sonntag Abend, seit gefühlten Äonen. Übrigens: manch ein Fernsehzuschauer unterschätzte die darstellerischen Fähigkeiten sehr zu Unrecht, bestand doch beispielsweise Schildkrötes größter Stunt seit 4 Jahren darin, nicht mehr rauchen zu dürfen. RIP, alter Junge! So.
Traktor heuer in der Aroser Allee beim Nachholspiel gegen die aus den masurischen Weiten; klasse Wetter, klasse Wettkampf: Polonia übernahm die Initiative – haben wirklich feine Fußartisten in ihren Reihen. Zungenschnalzerei löste exemplarisch für alle bretterharten Zweikämpfe die Auseinandersetzung zwischen Linde und dem blonden Fischlein aus und überhaupt darf hier von einem großen Kampf berichtet werden, welche alle 22 Schwitzer boten. Die Heimschwarzen (Aufsteiger der Saison) streng organisiert, sich ihrer vielen spielerischen Mittel bewusst und ständig im Angriff – Tinto seinerseits sehr diszipliniert und taktisch hervorragend agierend. Boxhagener saugten im Mittelfeld herum, halfen sich gegenseitig und verteidigten nicht ungeschickt. Brauchten allerdings ein wenig, um selbst von ihrem System überzeugt zu sein. Spätestens nach dem Führungstor des vorbildlich aufspielenden Tokajers (immer unterwegs, clever nach außen ausweichend und technisch fürchterlich beschlagen) brach sich dann eine gewisse Erkenntnis Bahn und die Traktoristen verschweißten sich immer mehr zu einer Einheit… Die Heimischen glichen sofort aus (23.ˋ) und checkten doch nicht, dass sie von Traktor längst auf deren Niveau „runtergezogen“ worden waren. Deutlich zu sehen an 2 versemmelten Ölwern (der Boxenwächter jeweils im Vereitelungsmodus), während die Gäste den Ihrigen Penalty verwandeln konnten (allerdings auch erst im Nachstochern durch den flinken Kollegen BolzHauer). All dies spielte sich innerhalb von 5 Minuten vor der Pause ab und war dann doch reichlich viel für die Nerven aller zahlreichen Zugucker, uff! Zwischendurch hatte in der 40. Minute der Große geknipst und alle träge unter den Boxhagener Kirschen liegenden Edelfans sind hiermit aufgefordert, sich diesen hübsche Ereignisse garantierenden Freizeitfußballer näher zu besehen…
Polonia mit 3erKette zurück, hart und herzlich aufspielend. Traktor hielt die Reihen geschlossen und suchte sein Heil in Kontern. Leuchturm hier der MatzeDonier sowie dahinter die Herren Moor und Werfer. Munter wurde auf beiden Seiten gewechselt, Gäste zogen 2x Yellow. Nach einer Stunde dann machte der Sir Weiwel ausnahmsweise mal den Flutschfinger und ließ ein haltbares Gerät nach hinten passieren. Passiert. Anschlusstreffer, 2:3. Die Männer von der Weichsel probierten alles, bäumten sich auf, überrannten pausenlos die Traktoristen. Welche ihrerseits listig agierten und durch den Läufer nach 81 Minuten den Endstand markierten – möglicherweise nicht ganz unverdient.
Folgende Leistungsethiker waren noch dabei: Sammerle (lief umsichtig viele Bälle ab und formierte die Abwehr doch sehr knorke), Pater Gonien auf der ungewohnten „6“, der Soziologe, Julius sowie das Blutende Blond. Anschließend gab es Danziger Goldwasser und tiefgründige Gespräche mit den Verantwortlichen, aber auch Spielern von Polonia. Kuhle Truppe, wirklich, und Gott sei Dank spielen die beim VFF in der Freizeitverbandsliga!
Ach so: es ist nun an der Zeit, liebe Terrariumbesitzer unter Ihnen, Ihre Schildkröten aus den Kühlschränken zu holen und mit frisch verfüttertem Löwenzahn (in Berlin wird „Pissnelke“ dazu gesagt) im Frühling willkommen zu heißen. Grüße also an Tommy und bis nächsten Sonntag im „Schönen Hauffgrund“, wenn dann der RBC gastiert. Herzlich, Ihr Theo Retisch