Freitagabendliches „Verbandsligaflutlichtspiel“; -handgekühltes Bier; -warme martinsche Bouletten (immer wieder ein Genuss); – kalte Ultrafüße, die mitfiebernd wiederauftauten; – zwei sich erstmals beschnuppernde Mannschaften, Polonia zu Gast im Hauffgrund; – Premiere!
Sowas lässt sich der Ligaprimus RBC Berlin nicht entgehen. Ihr Ziel klar im Blick, schlagen die zwei Fliegen mit einer Klappe. Mögliche „hauffsche Feldstolpersteine“ anfeuernd gucken sie sich gleichzeitig beide Mannschaften aus. Alle drei Teams treffen sich in den folgenden Wochen zum „Ringelpiez“. Polonia und Tinto sollten schon 2016 aufeinandertreffen, doch fand das Rückrundenspiel vor dem Hinrundenspiel statt, wirrwarr. Der hauffsche Dunstkreis, ebenso durcheinander, zeigte sich anfangs sternenklaren, später schneeweiß und auch die Weinroten durchwürfelten wie gewohnt ihre Reihen.
Die Gäste in schwarz spielend, traten mehr als vollzählig an, war deren Mission doch drei Punkte mit nach Hause zunehmen. Unter den Augen der Unparteiischen entwickelte sich eine rasante Partie in Richtung des TrakTores. Die agilen Gäste, zeigten von der ersten bis zur letzten Minute, wie man druckvoll spielen kann. Tinto genau gebrieft, hielt seine Reihen geschlossen und verschob fleißig in alle Richtungen. Man wollte sich nicht nochmal Punkte entführen lassen. Die ersten Möglichkeiten hatten die Gäste, bevor Tinto auch mal am Gästesperrbezirk schnuppern durfte. Der Tokajer fuchste sich durch, drückte ab, am Goalie in die linke, unterste Ecke vorbei. Der Pfosten spielte Bande, um das Leder butterweich auf die Füße des Soziologen vorzulegen, der es cool einnetzte. Der bisherige Spielverlauf war damit auf den Kopf gestellt.
Die Raumdeckung der Gäste bei Ecken treibt einem Freudentränen in die Augen. Eine scharfe Traktorecke, die den ungarischen Schopf streichelte, nur knapp ihr Ziel verfehlte, zeigte jedoch das Raumdeckung auch seine Schwachstellen haben kann. Polonia riss fortan das Spiel wieder an sich und konnte durch einen ruhenden Ball ungestört im 5er einnetzen. Ausgangsituation wieder hergestellt. Das durch hohe Bälle in die Spitze geprägte Spiel der Gäste, konnte durch die Kopfballstärke des MatzeDoniers und des Abwehrbollwerkes ein ums andere Mal unterbunden werden. Ein abgefangenes Leder, leitet einen TrakTorkonter ein, der durch die zwischenzeitliche Schneepracht begünstigt wurde. Ein polnischer Abwehrrecke verlor den Grip und Julius marschierte mit dem Leder direkt zum 16ner. Finte links, das Ei rechts an der Linie entlang führend, täuschte er erneut einen der Gegner. In idealer Schuss-position, hielt er seine Augen offen und legte den Ball clever in den vollen Lauf von Trevor Francis auf. Der Doktor kennt sich mit Präzisionsarbeit aus und schickte das Leder vorbei am Gästegoali in die links, links unterste Ecke. Augenschmaus, wahnsinnig effizient sind die Angriffe des Treckers heute.
Doch die Angereisten lassen sich nicht von zwei Rückständen entmutigen. Nein sie nehmen noch mehr Fahrt auf. Beide Teams sportlich fair, griffen auch zu taktischen Fouls. Die Gäste erarbeiteten sich einen ruhenden Ball im Halbfeld Tintos. Der listige Sechser, weiß genau wie die Flugkurve auszusehen hat, damit die Abwehr möglichst chancenlos aussieht. Ein harter, flacher Ball auf das lange Ecke gezogen, rauschte an geschätzten dreißig Beinen vorbei, tunnelt den polnischen Stürmer, der Sir Weiwel jede Sicht nimmt und schlägt ins Netz ein. Schönet Ding, alles wieder von vorne, doch erstmal Trinkpause.
Zwoote Halbe, unverändertes Bild. Polonia rennt an, Traktor reagiert mit Entlastungsangriffen. Einer gestaltete sich wie folgt: Der Tokajer blockt zwei Gästespieler weg, macht so den Laufweg der Sphinx frei, die plötzlich vor dem 16ner steht. Der Soziologe mit richtig gutem Positionsspiel, überläuft in den Sperrbezirk und bekommt das Leder in die Lücke gesteckt. Er fackelt nicht lang, schickt es flach und hart auf die Fünferlinie weiter, wo Trevor Francis lauert und trocken einpickste. Tinto geht zum dritten Mal in Führung, können Sie diesmal den Vorsprung verwalten? Die grünen Marzahner draußen rieben sich die Hände, feuerten an, erahnten Größeres. Tintos Taktikfuchs ordnete, immer wieder Öl in den Trecker gießend, die Reihen von außen, so dass der Motor stetig weiter tuckerte. Zahnräder griffen ineinander, kollektiv wurde Beton angerührt. Polonia schreckte aber auch nicht davor zurück mit dem Kopf durch die Wand zu spielen und rannte weiter an. Deren Goali machte teilweise hohe Spielereröffnung jenseits des 16ner. Einer kam dabei irgendwie durch und der Stürmer konnte abdrücken. Schrecksekunde. Sir Weiwel entschärft die Granate. Liegend ließ er den Ball nach vorne abklatschen, um ihm im gleichen Atemzug mit dem linken Fuß zur Ecke zu klären, akrobatisch und atem-beraubend zu gleich. Das weinrote Abwehrbollwerk lief wie geschmiert, hatte einiges in petto. Das dreiköpfige Schirigespann, besah sich das auch von außen und hob öfter mal die Fahne, um auf sich und die Positionierung aufmerksam zu machen. Tatsächlich liefen beide Mannschaften öfters mal in Abseits. Beide diskutierten nicht lang und akzeptierten die Entscheidung von den sehr stark miteinander kommunizierenden Schiris.
In den letzten zehn Minuten ließen bei einigen die Kräfte nach und mit frischen Spielern kam nochmal ein wenig Wind ins Match. Selbstverständlich wurde auf die Spielzeit noch drei Minuten draufgelegt, in der die Sphinx dem gegnerischen Sechser nochmal den Ball abluchsen konnte, ihren Weg in den 16ner fand, um den Ball anzustupsen. Das Leder verlor sich zwischen Abwehrbeinen und Torwächterhandschuhen. Der letzte Angriff der Gäste prallte auch von der weinroten Betonwand zurück. Die Endtröte erlöste Taktoristen dann endlich von Sturm und Drang. Die sich schelmisch freuenden, grünen RBC Berliner, kamen postwendend, spielte Ihnen Tinto doch in die Karten, mit nem vollen Kasten aufs Spielfeld, den sich die durstigen Kehlen genüsslich schmecken ließen.
Tinto konnte drei unerwartete Punkte einfahren, dank aufopferungsvollen Einsatzes aller Mannschaftsteile. Mit auf dem Hänger waren noch: Gattuso, Herr Moor, Linde, Trude Unruhe, Beißer (alle aka Abwehrbollwerk), Pater Gonien und Werfer. Eine kleine, unwichtige Randnotiz: Nächste Wochen treffen sich beide Teams wieder um die Hinrunde abzuschließen. Diesmal ist Tinto zu Gast. Beide haben sich nun kennen gelernt und der folgende Ringelpiez wird zeigen, welche taktischen Mittel angepasst werden, um das ein oder andere Überraschungselement einzubringen. In diesem Sinne werte Leser, wünschen wir Ihnen eine überraschungsreiche Woche.