10.4.16 | Traktor – RBC Berlin 1:3 (1:2)

Die grünen Fielmänner von Stenzers zu Gast im Hauffgrund! Bei Niesel, mit Diesel. Marzahner spielen eine feine Saison, mußten sich allerdings schon 2x letztens am Grünen Tisch über selbigen ziehen lassen. Warum auch immer; jedenfalls hatten die jeweils hoch gewonnen und wären tabellarisch ganz weit oben jetzo. Traktor seinerseits im grauen Mittelfeld und mittlerweile schiebt sich doch einiges von unten heran und komprimiert das Ganze etwas. Das waren die äußeren Vorzeichen. Innenpolitisch hatten die Boxhagener eine ebenfalls sehr interessante Situation anzubieten: 7 Stammkräfte verletzt, neuer Torwächter, geradeso vollzählig, jessis! Wie schön, dass nicht etwa nur eine „B-Kapelle“ auflief, sondern überhaupt angepfiffen werden konnte (der Anpfeifer hatte keine Fahnen mit und hiermit soll der Referee heutige folgend nicht mehr erwähnt werden); RBC kam übrigens der Bitte um Verlegung selbstredend nicht nach, nachdem die schon das Hinspiel paar Stunden vor der Angst trocken und aus der Hüfte einen Tag nach vorne gelegt hatten – alles etwas seltsam. Aber Marzahn ist auch schön: früher wuchsen da Birnen, dann Kinder und nunmehr überholen die Bäume mithin gar Häuser höhentechnisch…

Zum Spiel: die Grünen donnerten ordentlich drauflos und Traktors Debütant Robert in der Reuse hatte mächtig Arbeit. Dessen Vorderleute fingen sich nach 10 min etwas und standen nun sortierter in der Verteidigung. Im Grunde war da alles Verteidigung und der Soziologe mit Tommy vorne griffen ebenfalls tief an, an der Mittellinie etwa. RBC verstand die Sachlage sehr schnell und spielte ansehnlich hinten rum, um dann immer mal mit zackigem Steilpaßgehabe die Situation zu forcieren. Tinto bot einen Kopfball des MatzeDoniers an (15.ˋ, knapp daneben), ein weiterer (des Sammerles) fand in Minute 32 den Weg ins TrakTor: Grund war eine klitzekleine Unstimmigkeit unter Bedrängnis – das war die Führung von RBC. Und wer nun dachte, die Boxhagener würden einbrechen, sah sich schwer getäuscht! Weinrot hervorragend eingestellt und von Herrn Pupetta an der Seitenlinie gecoacht, machte alles eng und kämpfte. Jeder Augenblick wurde tunlichst bearbeitet, die vorhandenen Mittel ausgeschöpft und der kategorische Imperativ stand groß auf der Motto-Fahne. In der 40. Minute knallte Tommy als diesmalige Sturmspitze die Murmel an die Stange und wenig später fiel gar der Ausgleich: des Tokajers (dieser Ästhet gerierte sich heuer als Abwehrboss sehr ansprechend) Freistoß konnte vom Soziologen im Gewurschtel über die Linie gedrückt werden (43.ˋ). Kurze Zeit später erwirtschafteten sich die Gäste unter zwielichtigen Bedingungen (Ball ruht bzgl. Freistoß nicht, klares Abseits ebenfalls) die erneute wiewohl nicht unverdiente Führung, 44.ˋ – Pause.

In Halbe 2 schalteten die Angereisten unaufgeregt einen Gang runter – die wussten, dass ein mittelmäßiges Engagement ihrerseits reichen würde. Was sie nicht wussten: Traktor spielte im Grunde mit sich selbst, richtete sich innerlich auf, um Neues zu probieren. Da hielt jeder seine Position, da rannte jeder um sein Leben, da wurde geschraubt und justiert, was das Zeug hielt. Sehr schön, zumal wenn man um den Umstand, überhaupt nicht wechseln zu können, von Anfang an weiß. Das war optimal, positiv, beeindruckend! Und wie zur Belohnung dessen bot sich in Minute 70 einen Augenblick der Ausgleich dar; der hängte sich sehnsüchtig von den Balkonen mit vollem Mieder heraus, sehnte sich betörend nach Vollendung – alleine der Werfer konnte nicht netzen im Fünfer; wie schade. Grün wachte kurz auf und machte diesem Spuk schnell wieder ein Ende: Nachkopfball, 73.ˋ.

Die Traktoristen arbeiten jedoch weiter mit großem Herze (und haben nachmittags bei ihren Holden bis auf eine Ausnahme viel Schönes zu berichten aus dem unbezahlten Freizeitballtreten) und boten ihren Zuguckern mittels Auflösen der Libero-Position noch eine furiose Schlussviertelstunde. Mehr als ein Lattenschuß durch Tommy war allerdings nicht drin. Artige Verabschiedung.

Mit auf der Egge noch FabiZwoo, Coronas Rippe, Phönizier sowie der BolzHauer. Allen Akteuren im weinroten Kostüm darf an dieser Stelle ein großes Lob ausgesprochen werden – wie diese Mannschaft die geradezu fürchterliche Personalsituation zu vergessen machen in die Lage alle brachte, war nicht etwa nur erstaunlich, sondern formidabel, nobel und selbstlos. Hut ab, nächste Neuigkeiten entnehmen Sie dann bitte der jeweils aktuellen „Apotheken-Umschau“.