Traktor im goldenen Herbst auf Leitungsebene bereits in den Winter geschickt. Trainer vergaß den gelben Urlaubsschein fristgerecht einzureichen und verdingte sich in der Produktion, sportliche Leitung indes genoss die letzten (?) Monate der unbegrenzten Autobahn von Haneu (Halle/Neustadt) gen Berlin und stieß in Halbzeit Zwei als Anstachler hinzu.
Ansprache in der Kabine daher das erste Mal vom Wächter. Wohl temperiert sollten die Worte sein, ohne Selbstherrlichkeit gewiss, die Prise Achtung vor Traktors Schaffenskräften sollte dem gemeinen Pulk vermittelt werden: “Leute, das Wort ‚Spaziergang‘ wäre schon eine Übertreibung sämtlichen Maßes. Den Gegner kennen wir, auch als Steigbügelhalter in Traktors ewiger Erfolgsgeschichte im Rahmen einer Spielgemeinschaft, nur zu genau. Taktik wie folgt: Gegner kann machen was er will. Sicherheit soll in seine zittrigen Knie. Wir schlagen kurz vor dem Ende zu, denn merke: Wir sind Gäste hier im weiten Rund und wollen uns auch so benehmen. Sieg, aber ohne Demütigung.“ (Allgemeine Zustimmung der einen Hälfte, die andere checkte Ihre Spotify Charts).
Warum man nun gegen einen Aufbaugegner im weinrot-weißen Ausgehdress flanierte, ergab sich der allgemeinen Intelligenzia nicht. Der Hohenschönhauser Hochadel jedoch nickte stumm auf den Balkonen und schnippte die Zigarette ins Dunkle.
So ergab sich ein Ablauf wie folgt, der in seiner skandalösen Dramatik nur von den Ereignissen rund um die Preiserhöhung des Bierverkaufes im schönen Hauffgrund übertroffen wurde.
Traktor mit dem Anmut einer Olga Preobraschenskaja nach absolvierter Prüfung der kaiserlichen Ballettschule, Ballcelona mit erbitterten Versuchen dagegen zu halten. Jedoch wurde unser Plan von einer allzu stabilen eigenen Abwehr ad absurdum geführt. Das Zischen des Wächters Richtung Stoiker: „Ey, lass mal einen durch, die sollen SICHERHEIT bekommen“ ignorierte dieser völlig. Auch auf Fockos Seite: blinder Gehorsam im Dienste des Fußballs. „Schieri, wir wechseln!!“ Der Stahlarbeiter brachte nun endlich Leben in die Bude: geschickte Ballverlängerung in den Lauf des bis dato völlig abgemeldeten 9ers, plus Augenzwinkern zum Wächter, dieser Verstand sofort, verlangsamte sein Hinauslaufen, war immer noch zu schnell (verdammte austrainierte Oberschenkel!), machte seinen Fehler wieder gut in dem er den Ball gegen die Brust des Gegners faustete. Erleichterung auf beiden Seiten. Traktor war wieder im Soll. Jedoch ließ die Konzentration zu wünschen übrig: Tamaz mit weiterem Anlaufen der gegnerischen Abwehr. Erst durch mehrfaches Drohen: “Du organisierst die Weihnachtsfeier, mein Freund“ konnte er dazu bewegt werden, sich ins Kollektiv einzufügen: geschippter Ball, kniehoch auf den Wächter, der verlängert geistesgegenwärtig in Richtung eigenes Tor und läuft dem gegnerischen Stürmer zur Sicherheit nach. Es haben sich schließlich schon viele Coutinhos auf Berlins Plätze verirrt und die Bälle über’s leere Tor gesemmelt. Ballcelona behielt jedoch die Nerven und konterte kurz vor dem Pfiff (zugegeben, Traktor schon auf dem Weg zur Eckfahne) zum 3:0.
Der Stoiker stellte richtig fest: “Jungs, ab jetzt steht es wieder 0:0.“ Suleiman wie erbeten dann zu Halbzeit Zwei erschienen, der Gute hatte jedoch das angeforderte Team von Sky Sport im Schlepptau. Nun ja, muss der Torreigen eben durch Mundpropaganda in die weite Welt getragen werden.
Focko dann etwas zu früh mit dem 1:3. „Mensch, dreistellig heute nicht“ kam es ihm von den Rängen entgegen. Traktor verstand sofort und wechselte mehrmals parallel auf allen Positionen ein und aus. Bei nicht klarer Anzahl von Spielern auf dem Platz gelangen Ballcelona dann die folgenden Tore. Nun gut. Was? Erst fünf? Zu wenig. Egal. Also ran an die veganen Buletten und das Ding eben drehen. Doch just war zu Ende gedacht, da ertönten schon die grausigen Posaunen von Jericho, das schrille Lachen des Dr. Jekyll, kurzum: der Schlusspfiff. Wie? Zweimal dreißig Minuten!? Das schon seit Jahren!?!? Wir konnten es nicht glauben. Über weite Teile dominiert und doch ohne Ertrag. Verschoben von Spielzeiten, welche im allgemeinen Rausch des Freizeitfußballs nur bedingt hängen bleiben in den Köpfen der Virtuosen des „calcio storico“.
Fazit: Arsch hoch und die Hufe poliert. Traktor kann das besser und war mit dem Ergebnis am Ende gut bedient.
Wir verneigen uns und wünschen Ballcelona maximale Erfolge. Außer im Rückspiel.
Auf dem Traktor (nebst Tore): Leni’nschner Wächter, Stahlarbeiter, Antonio, Bathety, Stoiker, Hämsen, Trixxer, Focko (1), Peter, Suliman, Tamaz, Heidelberger Allemanne