Als Traktor ganz am Anfang stand, noch im Strampler sozusagen, da waren wir glücklich über jeden halbwegs Begabten, egal übrigens in welcher Passion. Und da meinte Roland mal zu mir, dass Vereinsmeierei überhaupt nicht sein Ding wäre, er hätte da so seine Erfahrungen gemacht.
Das war im Frühsommer 2006, ab diesem Zeitpunkt fing das Baby an zu wachsen…
Wieder Frühsommer, diesmal 2022. Roland wird seinen alten Ego, den größten Fan und Kritiker des SV Traktor Boxhagen, den Theo Retisch, in den wohlverdienten Ruhestand schicken.In all diesen Jahren hat Roland als Spieler und Torwart in drei Traktormannschaften, als Trainer und Funktionär den Verein maßgeblich mitgeprägt. Aber sein Meisterstück war natürlich die Schöpfung des moralischen Auges, Mahners und Dokumentaristen nicht nur einer Fussballmannschaft von Traktor, sondern des ganzen Vereins und letztlich sogar der Liga, des Verbandes – alles eingeordnet in die Wirren der jeweiligen Zeit. Ich glaube, manche Truppen wurden sich ihrer eigenen Verfassung erst nach dem Lesen eines Traktorspielberichts richtig bewusst.
Er muss in dieser Zeit bestimmt 100 Traktoristen einen Spitznamen verpasst haben, manchmal sogar gegnerischen Spielern…“der Mann ohne Hals“ etwa…und er half maßgeblich dabei mit, eine Genetik des Traktorfußballs zu erschaffen: kämpfen, niemals aufgeben, an sich arbeiten und fair bleiben, dem Gegner gegenüber natürlich, aber auch den Mitspielern – der Einzelne ist wichtig, aber wichtiger ist der Verein.
Damit hat er Maßstäbe gesetzt. Traktor ohne Theo Retisch – ich weiß nicht, was das wird, es fühlt sich karger an. Aber das Baby ist ja jetzt erwachsen. Ich hoffe, wir haben unsere Lektionen gelernt und freuen uns schon darauf, dass an einem fernen Freitagabend der Spielbericht der Meisterschaft einer Traktormannschaft klammheimlich von Theo Retisch auf unserer Seite steht.
Danke für die schöne Zeit – vamos tinto