„Ein Witz ist die Auflösung einer großen Erwartungshaltung in ein Nichts.“ Ein Denker ohne Sexualverhalten, der nie seine Stadt verließ, baute mit diesem Spruch jeglicher Pose, Behauptung und Wichtigtuerei charmant vor. Damals in Königsberg, als aus Gründen der Armut noch Hering an den Klops kam. Worum geht’s also?
Es geht, (Guten Tag, lieber Leserin) mitnichten um die schnöde Nacherzählung dieses Fußballspieles; es geht schlicht um die Gratulation an die, die da waren! Die also schlau genug waren, sich das Schapektakel nicht entgehen gelassen zu haben und vor Ort im Schönen Hauffgrund eine wirklich einmalige Atmosphäre erzeugen und erleben durften. Schuld daran waren natürlich die Sportler, welche durch die Bank wech fleißig, konzentriert und hingebungsvoll agierten: die Männer im weinroten Kaftan verdienten sich alle 3 Hummelpunkte zusätzlich und zeigten eine mannschaftliche Geschlossenheit, welche die weit über 100 Zugucker verzauberte. Auf dem Teppich wurde gerannt, gegrätscht, geschossen, getrickst; auf den Traversen wurde angefeuert, geklatscht und vor Verzückung geweint. Magischer Realismus und ehemalige Granden des Vereines aus Boxhagen wie bspw. der Jawollomat nebst bezaubernder Gattin oder KastenMicha gaben sich die Ähre. Von Kleinmachnoff bis Niederschöngrünkohl hatte sich das Spitzenspiel also herumgesprochen und genau DAS wurde es auch.
Beide Mannschaften brachten 18 Mann als Kader bei und die Gäste konnten ob ihres immensen Punktevorsprunges eigentlich locker in die Partie gehen. Diese Lockerheit brach fatalerweise nach deren Führungstreffer (11.min; einzige Unstimmigkeit in der neu zusammengewürfelten und ab da tadellosen Traktor-Innenverteidigung) zusammen und Lions wurden, ja, wir dürfen das so schreiben, überrollt. Der superbe Torwächter der Britannier wurde fortan wund geschossen und konnte mannigfach mit Paraden glänzen. So in der 41. Minute führte dann Maschine am linken Flügel eine komplette Schwanensee-Choreographie auf, in dessen Entstehung und Ausführung er nicht nur selber alle Figuren eingetanzt darstellte, sondern ebenso seinem Gegenspieler diverse Knoten in Beine und Hirn strickte; seinem Pass nach innen mit konsequentem Torerfolg allerdings wurde vom Dirigenten an der Pfeife (je 1x Yellow verteilt übrigens hintenraus) die Anerkennung verweigert – immerhin wurde auf Elfer entschieden. Und dieses Geschäft nun erledigte die Rakete furztrocken und netzte zum Ausgleich ein. Kurz druff hob der Herr Albrecht (ein Qualitätskosmos für sich und für diverse Zungenschnalzerli verantwortlich!) einen Freistoß ins Löwen-Habitat und De Bräune staubte energisch ab – Führung vor der Pause.
Die Halbe Zwoo war ein Zustand des Eu-Stresses – eine reine Freude, ein hübsches Ereignis und alle Anwesenden konnten es schmecken – das süße Salz des Freizeit-Fußballs: für 2 Stunden loslassen von den Irrungen & Wirrungen des Alltags. Pilsener, Bocki und Traktoristen, vor denen sich schließlich artig verneigt wurde. Aber: wir verneigen uns ebenfalls vor den Angereisten, welche immer fair dagegenhielten (etwas verwundert ob ihrer fehlenden eigenen strategischen Mittel) und es war interessant zu beobachten, wie die sich nach Abpfiff genau neben dem Freudentaumel von Boxhagenern zusammenrauften im Kreise ihrer Selbstbegegnung und minutenlang ganz ruhig und abgeklärt die vergangenen 90 Minuten analysierten; da leistet Herr Berkholz seriöse Arbeit und hat mithin seine einstmals doch zu oft unflätig auftretenden Engelländer gut im Griff. Das Trainer-Duell übrigens ging heuer klar an dessen Pendant, Herrn Pupetta nämlich. Wechselte lediglich 3 Traktoristen immer mal ein (Tokajer, Kannibale sowie eine ihre Verletzung vorbildlich versteckende Grinsekatze) und gab folgenden weiteren Tintoristen einen Freifahrtschein ins Glück: Polo, Coronas Rippe, Ackerdemiker, Jerry (elegantes Klärungsgebahren), Achilleus (schrubbte Kilometer und legte sein Herz vor die Tribüne), Manu (selbstlos unter Schmerzen), Rensenbrink ©.
Boxhagen hätte durchaus viel höher gewinnen können – kopierte sportlich fair vielleicht das Hinspiel, als Traktor wiederum von den Briten doch eher noch in Ruhe gelassen wurde. Soll sein; war dadurch auch schön spannend bis zum Schluß heuer, zwinkazwinka.
Draußen der Traktor-Präsi übrigens meinte noch weise: „Liebe ist wie ein Garten. Wenn man sie nicht pflegt, verkommt sie“. Gemeint war sicher die kollektive Anstrengung, die es immer für höhere Ziele zu machen gilt. Abseits von Drehbank, Fahrkartenschalter, Elfenbeinturm oder Altenpflege…
In diesem Sinne: Lions können weiterhin aus eigener Kraft Meister werden. Traktor hat noch 7 Spiele vor der Brust und KEIN Witz (siehe oben) wäre es, wenn zumindest zu den Heimspielen sich wieder nette Gesellschaft erzeugen würde. Das wäre dann das Gegenteil von „Nichts“. Kommen Sie in Scharen; die weinrote Mannschaft (so sie denn endlich mal regelmäßig zusammenspielt) hat enormes Potenzial… Meint: Ihr Theo Retisch.