Bei dem Namen der Heimcombo sehr Rechnung tragenden Wetterverhältnissen trug es sich zu, daß Traktoristen zur Halben mit einem 2-Tore-Polster in die Kabine schlendern durften. Die Kandelaber des Mommsen-Stadions nebenan bogen sich gewaltig; ebenso „bogen“ gar mächtige Winde einen Eckstoß der Grinsekatze in die Britannier-Reuse. Der Stoßstürmer der Gäste markierte somit seinen 2. Treffer, nachdem er in der 5. Minute ein feines Lupferli vom großen Onkel gelassen hatte. Lions verfügten in einer munteren Dreiviertelstund ebenfalls über solide Möglichkeiten, hatten jedoch kein Zielwasser auf der Hornhaut und scheiterten zuallererst und unverständlicherweise an sich selbst. Den Rest fischte Sir Weiwel gewohnt zuverlässig weg. Und der Traktor-Sturm ließ allerhand knorke Überzahlsituationen ungenutzt, ärks.
Vollkommen anders gestaltete sich das Geschehen nach Wiederantröte: die Blauen drückten und erarbeiteten sich mittels ruhigem Spielaufbau hintenrum und stabilem Passwesen nach vorne allerlei Possibilitäten; Tinto gelang kaum Entlastung und der Ball wollte partout nicht an den Gräten von Traktoristen bleiben! Hundertmal verschenkten die das Spielgerät und bettelten also förmlich um Gegentore – sahen vorne im Laufspiel noch recht schnuckelig aus, wurden hinten bei hohen Bällen jedoch oft düpiert. Und die eigene Mitte war fast inexistent. Dass den (heuer mannhaft fairen) Inselmännern dann „nur“ 2 Treffer gelangen, darf an dieser Stelle doch eher als großes Glück bezeichnet werden und die sich ergebene Punkteteilung ist somit ein Erfolg für die Angereisten. Der große Vorteil bei den Lions lag in ihrer klaren Ballbehandlung, ihrer größeren Kühle und Robustheit innerhalb von Zweikämpfen sowie ihrem unbedingten und direkten Zug zum Tor. Fußball eben. Bei Traktor gibt es immer noch zu viele Kommandeure, die keine sein sollten, zuwenig Autorität von wahren Autoritäten und prinzipiell zu viel Kopfkino – bei zu geringer Kompetenz in der psychologischen Auseinandersetzung. Der daraus resultierende Leistungsabfall einiger ehemaliger Leistungsträger bzw. ihre Nichtanwesenheit ist nüchtern betrachtet ein großes Problem und insofern als Faktotum zu wenig für die Ambitionen der Boxhagener. Welche tatsächlich über große Fähigkeiten verfügen sollten bei der Beherrschung ihrer inneren Chemie. Seltsam.
Bester Mann auf dem Platz war (neben Pfeifenmann Plutowski) der 12er vonna Insel: wegen Ruhe, Stringenz, Kampfgeist und taktischem Verständnis. Bei Traktoristen konnte sich gemessen an den jeweiligen Potenzialen vielleicht am ehesten Herr Moor hervortun. Dieser freundliche Mensch gab ja schon öfter den sprichwörtlichen Unglücksraben – heuer spielte der kompromißlos und unaufgeregt. Weiter noch mit Dreschflegel unterwegs: Kollege BolzHauer, Pater Gonien, Sammerle, Matti S., Läufer, Kannibale, Tokajer, Pony M. Wechsler waren Coronas Rippe, Debütant „Rensenbrink“, Trevor Francis sowie der Gattuso. Ebenfalls vor Ort eine Handvoll Zuguckern, welche in den wilden Winden Schlorrendorfs den Boxis die Däumelinchen drückten.
Besten Dank an die Lions für diesen Fight – die achtungsvolle Verabschiedung nachspiels aller voneinander sprach doch Bände. Tinto wiederum absolviert nächsten Sonntag ein Nachholspiel im Schönen Hauffgrund gegen die Wiesel vom SC International. Dieses Spiel wird nichts weniger als der Prüfstein für den qualitativen Zustand der Boxhagener Selbstwahrnehmumg. Denn wer derart viele Chancen versammelt und sich dann den Schneid aber sowas von komplett abkaufen lässt wie heute, hat in der Verbandsliga nichts zu suchen. Oder? Kommen Sie in Scharen und besehen sich das bitte. „Heute Nacht ist Zeitumstellung“ – so lautet die symbolische Botschaft aus Ihrer Sportreduktion. Na dann man tau.