KulturJut Sechs

„ M a u e r b a u “???
Konrad Duden is‘ 100 Jahre tot. Aba meene „Dudin“ lebt!
Besser: Weil ick früher inner Lehre mal ihr Schwarm war und wir uns 50 Jahre danach wiederbejegnet sind, hilft se mir imma sooo jerne….statt: (isse nich lieb) Weil se mal beim ND als Korrektorin jearbeetet hat, hilft se mia jeden Monat. Danke bis hierher, meene Kleene!
Apropos „Jejenwart“. Da hab ick mir wohl ’n Eijentor jeschossen mit meenen Erscheinungsdatum, imma off ’n 13. Der ja diesmal off ’n Aujust fällt. „50 Jahre Mauerbau“. Durch den ersten sozialistischen deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staat. Wenn sich selbst de Linkspartei bei den Thema „in de Haare“ kricht, wobei die det doch wissen sollten, wat soll ick denn nun schrei’m? Aba wenn de in de Jeschichte ooch andauernd de Toten bejejnest, für die der Kapitalismus verantwortlich is! Vielleicht klappen de Künftijen, wenn keen Sauerstoff mehr da is‘ für de Verbrennungsmotoren, de Autobahnen hoch, um alle Namen der Opfer kapitalistischer Profitwirtschaft droffzuschreim? Trauer und Erinnerung a l l e n Opfern politischer Systeme! Auch dem 29jährigen Mark Duggans ausTottenham.
De Jrenze verlöft zwischen „Kapital“ und „Arbeet“ und nich zwischen Ost und West. Damit zur Jeschichte zurück. Nehm‘ wa de achtzijer Jahre des 19. Jahrhunderts. Da greift doch det deutsche Kaiserreich mit eiserner Faust und mit Schiffen, für die se det Staatssäckel plündern wollen, nach fremde Herrschaftsjebiete, off beinahe alle Kontinente dieser Erde! Bei de Offteilung der Kolonien sind se zu spät jekomm‘, und nu riskiern se ooch den Konflikt mit den traditionellen Kolonialmächten. Es riecht wieder mal nach Krieg! Dahinter steckt natürlich een unglaublicher wirtschaftlicher Offstiej; stets bejleitet von zyklischen Krisen, den det Kaiserreich Ende des 19. Jahrhunderts jenomm‘ hat. Vom Agrarland zum Industriestaat! Bank- und Industriekapital bilden Konzerne, und det Zeitalter des Imperialismus is‘ unweijerlich ooch in Deutschland anjebrochen. Neue Sozialstruktur entsteht, wie Mittelstand aus Technikern, Angestellten sowie kleinen und mittleren Beamten. Der Adel behält sein Sozialprestige und konnte seine dominante Rolle beim Militär, in der Diplomatie und der höheren Zivilverwaltung behaupten. Natürlich steicht besonders der Anteil der städtischen Arbeiter! In Berlin, der jrößten Stadt Deutschlands, der Hauptstadt Preußens und des Reiches, konzentrieren sich sieben Prozent der gesamtdeutschen Betriebe und Beschäftigten! Ooch in de Victoriastadt boomt et. Der Eisenbahnbau (bis Anfang des 20. Jahrhunderts übrijens ebenerdig) bringt den Handel und det Dienstleistungsjewerbe ins Kiez. Eene „Haltestelle ohne Nebengleise“ und ohne Stationsgebäude zwischen Lichtenberger Kiez und Rummelsburger See jab et seit 1841/42 an de Bahnverbindung Frankfurt-Berlin, die spätere Niederschlesisch-Märkische-Eisenbahn und die in den „Frankfurter“ (später „Schlesischen“) Bahnhof in Berlin mündete. 1867 wurde der N.M.E.-Haltepunkt „Rummelsburg“, in der Nähe der Karlshorster Straße, eröffnet. Zu den Eisenbahnanlagen gehörten später -neben den Bahnhöfen „Rummelsburg“, „Stralau“ und „Boxhagen-Rummelsburg“ (später „Stralau-Rummelsburg“, seit 1933 „Ostkreuz“)- auch die 1869 anjelechte Viehabladestelle der Ostbahn und der 1877/79 entstandene Rangierbahnhof Rummelsburg. 1867 begann der Bau der „Ringbahn“ mit einem Anschluss in „Rummelsburg“, zunächst nur für den Güterverkehr. Ab 1872 auch für Personen zwischen „Anhalter“- und „Potsdamer Bahnhof“ nach „Tempelhof“. Es folgte die Anbindung von Moabit über „Stralau-Rummelsburg“ nach „Schöneberg“. Private Anschlussgleise zur Gesellschaft für Anilinfabrikation 1898 und zum Rangierbahnhof Rummelsburg-Oberschöneweide 1899 komplettierten die Gleisanlagen im 19. Jahrhundert. 1888 bis 1896 wurde der S-Bahnhof „Treptower Park“ als Vorort-und Ringbahnhof jebaut. Der Arbeeter-Sport is neben der SPD und de Jewerkschaften fester Bestandteil eener neuen Arbeeterkultur, wie eene Reihe von Neujründungen beweist, so der Arbeiter-Radfahrerbund ,,Solidarität 1893/96“; der Touristenverein Naturfreunde 1895; der Arbeiterschwimmerbund 1897; der Freie Seglerbund 1901. Fußball spielen (nach Rugby-
Rejeln) zuerst nur de Zöglinge der „Oberschicht“ und trugen wohl unter Leitung des Lehrers Konrad Koch am Martino-Katharineum, im Herbst 1874, das erste Fußballspiel auf deutschem
Boden aus; andere meenen, dass det erste Fußballspiel schon im April 1874 in Dresden stattfand. Engländer soll’n dort den ,,Dresden English Football Club“ jegründet ham.
So richtete sich de Kampfeslust der Berliner Arbeeter, die zwar noch polizeilich vaboten, aba unjebrochen war, eben off politökonomische Themen. Enthusiastisch folgten sie dem Aufruf
des Pariser Internationalen Sozialistenkongresses von 1889, im folgenden Jahr den 1. Mai als Feiertag der internationalen Arbeeterbewejung mit Kundjebungen für den Achtstundentag und die internationale proletarische Solidarität zu bejehen. „Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs‘ noch Esel auf!“ Diesen Spruch hefteten hunderte Arbeeter am Donnerstag,
den 1. Mai 1890, an den am gleichen Tage eröffneten Müggelturm!
Ick kann dazu nur erjänzen: „Ooch den Fußball in seinem Lauf…“ Als Jeburtstach des orjanisierten Arbeeterfußballs in Deutschland jilt der 1. Juni 1909.
Det der Achtstundentach Gesetz wird, darof mussten de Arbeeter ooch noch bin 1918 warten.
Heli Lichtstral
13. August 2011