KulturJut Neunzehn

Kulturjut 19Heli: Lange war’n sich de Kommunisten uneins, ob se überhaupt an de bürgerlichen Wahlen teilnehmen sollten.

Rummi: … denn sie verstanden sich ja als revolutionäre Alternative zur SPD und versuchten, auf sozialistische Produktionsverhältnisse und eine Diktatur des Proletariats hinzuwirken.

Heli: Dabei steijerten se sich von 3,2 Millionen Wähler 1930 off 6 Millionen Wähler 1932 und damit off 100 Reichstagsmandate.

Rummi: Und nicht nur durch den Roten Arbeitersport wurde der Gedanke an einen gesellschaftlichen Wandel befördert.

Heli: Kultur und Politik waren off’s engste verwoben, und künstlerischer Innovationsgeist stellte sich in den Dienst einer politischen Partei.

Rummi: Am 6. September 2012 hatte Hanns Eisler 50. Todestag-politisch und künstlerisch der engste Weggefährte Bertolt Brechts; von Ende der 1920er Jahre bis 1956.

Heli: Zeitgleich neben dem Arbeeter- und bürjalichem Fußball erlebten de Printmedien, ebenso wie de Kinos, einen stürmischen Aufschwung. Millionen hörten inzwischen och Radio.

Rummi: Geschichtliches parat?

Heli: Nach russischem Vorbild besetzt’n am 9. November 1918 revolutionäre Arbeeta de Zentrale des deutschen Pressenachrichtenwesens und vakündeten den Sieg. Daroff vaschärfte
de SPD-Reichsrejierung de Kontrolle über det junge Medium.

Rummi: „Hoheitsrecht des Reiches zur Einrichtung und zum Betrieb von Sende- und Empfangsanlagen“, 1919.

Heli: Empfangsvabot für Privatleute 1923 (wurde bald wieda offjehom); Bejrenzung der technischen Eijenschaften von Empfangsjeräten, Rückkopplungsvabot, Jenehmijungspflicht;
Einführung der Rundfunkjebühr ab 1923.

Rummi: Ab 1922 wird der Wirtschaftsrundspruchdienst als erster regelmäßiger gebührenpflichtiger Rundfunk betrieben. 1923 gibt’s den Verband der Rundfunkindustrie. Die Stimme
von Claire Waldorff hörte man in jedem fünften Haushalt.

Heli: Und Künstla rückten anne Seite der klassenbewussten Proletarier! De Bildenden John Heartfield und Otto Griebel bejeistaten sich für de kommunistischen Ideen und stellten ihr
Schaffen in den Dienst einer revolutionär-proletarischen Kunst wie et Kollwitz, Käthe für den Pazifismus tat.

Rummi: Zur Avantgarde der Weimarer Republik gehörten viele desillusionierte Künstler, die provokant die Relikte der wilhelminischen Gesellschaft bekämpften. George Grosz mit seiner
Bildermappe „Ecce Homo“; Heinrich Zille, der Hunger und Arbeitslosigkeit, Tristesse und Hoffnungslosigkeit zu Bildthemen der Milieumalerei und der Photographie macht. Die
Verelendung der Bevölkerung Ende der „Goldnen Zwanziger“ spiegelte sich ungeschminkt in der Kunst wider.

Heli: In de Architektur und in‘ Design wurde det Bauhaus det Symbol der ästhetischen Moderne.

Rummi: Im Theater waren Carl Zuckmayers „Der fröhliche Weinberg“ und „Der Hauptmann von Köpenick“ die „Renner“. Linkes politisches Theater agierte vor allem auf den Bühnen
Erwin Piscators. Von Berlin aus ging Bertolt Brechts „Die Dreigroschenoper“ auf Siegeszug in die Welt.

Heli: Jejen Ende der Republik sahen in Deutschland täglich etwa zwei Millionen Menschen in über 5.000 Kinos ooch jesellschaftskritische Unterhaltung im modernen Jewand. 1930 jelang
Marlene Dietrich mit „Der blaue Engel“ der Durchbruch zum Weltstar.

Rummi: Zu einem vielgelesenen Klassiker der Literatur wurde der 1924 erschienene Roman „Der Zauberberg“ von Thomas Mann, der ihm 1929 den Literaturnobelpreis einbrachte …
allerdings vornehmlich für seine „Buddenbrooks“.

Heli: Ooch Hermann Hesse erlangte Weltruhm mit „Der Steppenwolf“. Jesellschaftskritische Unterhaltung boten de Sozialreportagen von Ejon Erwin Kischs „Rasendem Reporter“ (1925).
Willi Bredel wird als Redakteur der ,,Hamburger Volkszeitung“ wejen „Vorbereitung literarischen Hoch- und Landesverrats“1930 zu Festungshaft vaurteilt, wo er seine ersten Romane schrieb.

Rummi: Arnold Zweig, Ludwig Renn und Erich Maria Remarque beschrieben die Schrecken des Ersten Weltkrieges. 1928 erschien Anna Seghers‘ erstes Buch ,,Aufstand der Fischer von
St. Barbara“; sie trat der KPD bei und war Gründungsmitglied des Bundes proletarischrevolutionärer Schriftsteller.

Heli: Apropos Frauen und Jesellschaft: Vicki Baum zeichnete det Bild der „Neuen Frau“ als kritische und selbstbewusste Protajonistin. Alfred Döblins „Berlin Alexanderplatz“, Erich
Kästners „Fabian-Die Geschichte eines Moralisten“ oder Hans Falladas „Kleiner Mann, was nun?“ thematisierten die Not und den alltäglichen Überlebenskampf der Bevölkerung. Kurt
Tucholsky wandte sich 1929 mit einem zynischen „Deutschland, Deutschland über alles“ gegen Nationalismus und Militarismus.

Rummi: Theaterkollektive warben mit revolutionären Werken für den Kommunismus ebenso wie die „Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands“. Der politische Kampf
zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten wurde auch zum Kulturkampf. Die Weltanschauungen konkurrierten auf Bühnen und in Zeitschriften. Die Machtübernahme der
Nationalsozialisten beendete 1933 die kulturelle Vielfalt schlagartig.

Heli:…„Schlachartig“ is jut. Allen Jenannten …

Rummi: … und Ungenannten, die ihren Geist und ihre Tat dem Kampf um eine neue Gesellschaft widmeten …

Beide: Unseren Respekt und lebendige Erinnerung …
… meinen euer Heli und Rummi (von der Sektion „Wassersport“)
Berlin, 24. September 2012