26.3.22 | Urbanspor 361 – SV Traktor Boxhagen 2:5 (2:4)

Um Neune in der Görligrube, Sonnabend. Hier konnte Traktor noch nie gewinnen, hier spielen die Freizeitkräks von Hansa 07 im Gewande der All Blacks vom Urbanspor. Urgesteine des Berliner Freizeitfußballs, geerdet und seriös – immer frei nach dem Motto agierend: „Was hilft mir die Weite des Weltalls, wenn meine Schuhe zu eng sind?“ (armenisches Sprichwort). Haben so menschliche Preciosen wie olle Flori Schwab in ihren Reihen, sind faire Jungs mit Herzen wie Bergwerke…

Kamen jedoch heuer gerade so komplett in die Manege – Tinto immerhin mit 2 einsatzfähigen Ersatztraktoristen. Auf dem Bogen und ohne Einsatz dann noch Sir Weiwel, Coronas Rippe (gerade halbwegs genesen vom Virus), Jakob sowie die Konstanz.

Es gab einen ziemlichen Kampf und noch immer ist beeindruckend zu sehen, wie die Kreuzberger ihr knallhartes Kurzpaßspiel zelebrieren, klatschen lassen und diszipliniert um jedes Thema sich zu kümmern in die Lage bringen.

An der Posaune begleitet übrigens wurde der Gig von Herrn Bothe, welcher seiner professionellen Lebenshaltung („Es ist viel leichter zu diskutieren, als zu verstehen“ -frei nach Gustav Flaubert) ungezügelt Lauf geben durfte. Sehr schön, gute Moderation.

Gäste gingen per Doppelschlag rund um Minute 20 in die Führung und schon hier wurde hauchzart das heutige Thema sichtbar: Urbanspor hatte keinen etatmäßigen Keeper (es ist doch immer wieder grandios zu sehen, wie selbstlos sich Leute finden, die in die Bresche springen – danke, Mister Tobias Hansing!) und konnte eben nicht wechseln. Trotzdem wissen da alle, wo der Frosch die Locken trägt und im Nu glichen die durch ihren 18er sowie Sportsfreund Schwab per Penalty zeitnah aus – halbe Stunde rum, bei Vollmond backt der Elch die hellsten Brote, gell! Je nun, die Partie kippte nicht etwa, sondern Boxhagener behielten leichtes Oberwasser und garnierten ihren kämpferisch ansprechenden Vortrag mit noch 2 Knipsereien vor dem Halbegong (somit trafen die Rakete, der Große sowie 2x der Läufer).

Nach Wiederanpfiff spulten die Gäste beherzt ihr Pensum runter und traten gelegentlich schon fast zu verspielt auf. Das dürfte sich zukünftig verbessern und dann bluten die Traktoristen aus ihren Töppen ganz zu Recht. Mitten hinein in einigen Firlefanz pochte die Rakete das letzte Tor ein – der Kollege hat den alten Darwin schon ganz richtig verstanden: „Schenke jedem Gedanken deine Aufmerksamkeit, der deinen Überzeugungen am weitesten entfernt ist!“. Urban verdiente sich einen gelben Karton noch hintenraus und alle verabschiedeten sich brav voneinander. Ein bisserl komisch erschien ihrem Autor die Szenerie schon, aber dann (die Vernunft liegt in der Vielfalt ihrer Stimmen) wurde klar, dass beide Combos ja noch im Pokal sind – Wiedersehen macht Freude!

Mit auf der Egge zudem: Polo, Rensenbrink ©, MatzeDonier (hart gegen sich selbst: gestern erst freigetestet, ein titanisches Vorbild!), Kollege BolzHauer, Achilleus (oft einen Schritt schneller als jeder Gegner und bald wieder in Bestform), Trevor Francis, Mitch (beide mit Fleiß-Bienchen), Kannibale (teils mit brillanter Vorarbeit und vor allem mit Zug nach hinten), Grinsekatze (elegant und weitsichtig). Bester Traktorist war aus Sicht ihrer Sportreduktion diesmal der „Zar“: unermüdlich im Eu-Stress, extrem engagiert und ein Vorbild an Einsatz und Aufopferung. Prima, würde Paul Zobel sagen… Hammwa wen vergessen? Ach ja: den Boxhagener Kapellmeister; von dem einige in den letzten Tagen laut dachten, dass er in leistungsorientierten oberen Klassen viel besser zu verorten sei. Recht haben sie – schön insofern, solch einen Enthusiasten in seinen Reihen zu wissen; ein Nukleus, der Herr Pupetta. Und sollte der dereinst doch sein Ränzelein schnüren, um tatsächlich nochmal seine Fähigkeiten adäquat irgendwo anzubieten, dann -ja, erst dann werden die in Boxhagen merken, welch einen Verlust sie zu verschmerzen haben werden. Aber dann issis zu spät und der Typ bei Vorwärts Stralsund…

Wir an dieser Stelle aus dem Unterschichten-Äther Friedrichshain dürfen Ihnen, lieber Leserin, ein schönes Wochenende wünschen und machen mal Werbung für die „Metzgerei Erchinger“ in der Greifswalder Strasse – da gibt’s nämlich Original Traktor-Wurst. Scheibchenweise.

Glückauf, Ihr Theo Retisch.