14.4.18 | SFC Friedrichshain – SV Traktor 3:5 (2:3)

Mit dem heutigen Tag vielleicht hat die „Unternehmung Pittiplatsch“ Ihren ersten Höhepunkt erreicht! Handelte es sich doch um eine absonderliche Begebenheit, ein wildes Spiel, eine komplette Anarchie, einen verzuckerten Vulkanausbruch, eine sportliche Sage, eine verwehte Idee, einen fulminanten Eustreß! Quasi wie das Einspielen und Hören der beiden „Grinderman“-Platten: funkelnd roh, brachial, kontinentalerobernd, beglückend erniedrigend, emotional maßgeblich. Und so weiter. Tach, lieber Leserin, hier die diesbezügliche Moritat:

Gastgeber als „All Blacks“ mit ähnlichem System wie Traktor unterwegs, allerdings nur mit einem Wechsler. Tinto brachte deren viere auf den „Ritter“ – musste seinerseits die mittlere Defensive völlig umbauen wegen Fehlens des MatzeDoniers und der Sphinx. Puh, da war vor dem Spiel viel Beherrschung im Planungswesen gefragt.

Der Aufsteiger und Lokalnachbar spielt eine vorzügliche Saison, steht achtbar im Mittelfeld des Tableaus und ist nicht „en passant“ zu schlagen; wussten zumindest die Boxhagener. Allein was und wie die es auch immer anstellten, der SFC war grundruhig und gewandt unterwegs und vermochte das Match sehr wohl ausgeglichen zu gestalten.

Nach 11 Minuten hatte der Läufer den Dosenöffner in der Hintertasche seiner Turnhose gefunden, schlich sich nach vorne und markierte die Traktor-Führung. Recht schnell allerdings (21.min) ballerte die Heimcombo aus der Ferne eine Rakete ab und stellte den Gleichstand wieder her. Die Gäste mit wütende Sturmläufen, wenngleich viel zu überdreht und also unökonomisch. Dann: der schwarze Kapitän legte doch sehr schnöde und für alle gut sichtbar den Kannibalen, welcher sich anschickte, in den Sperrbezirk durchzubrechen. Yellow, Freistoß. Nun, der Boxhagener Koohtsch Herr Pupetta sah das anders und stürmte mit einem schrillen „Das ist doch Rot!“ den Platz und wollte sich vor der Nasenspitze des Referees echauffieren. Durfte er natürlich nicht und wurde fortan hinter die Reling verbannt. Ein denkwürdiger, weil einmaliger Vorfall war das allemal und die 22 Aktiven staunten nicht schlecht über diesen tiradenhaften Auftritt. Unterstellen wir an dieser Stelle mal die Liebe zu seinem Spieler und verstehen das bitte! Im übrigen erklärten sich alle Beteiligten während und nach der Partei durchaus freundlich untereinander und es ward gut… Herr Moor seinerseits begriff als erster die Situation und rief kämpferisch aus: „Dann holen wir uns das Ding eben selber anders!“ Und ging mit prächtigem Beispiele voran – nickte den Freistoß vom Pater Gonien mit der linken Augenbraue ein. Zum Kompotte vollbrachte wenig später der Rensenbrink ein knuspriges Solo und den Durchstecker dann verarbeitete der Läufer wiederum gewohnt kaltschnäuzig. 1:3. Aber immer noch war nicht Pause und der SFC schickte sich an, eine Lehrunterweisung 40 Meter vor dem TrakTor auf halbrechts zu zelebrieren und einer von den Heim-Gesellen schickte das Werkstück doch tatsächlich in den Dreiangel. Imposant übrigens, wie während der Flugphase allerlei Boxhagener uninteressiert einen Skat droschen. Motto: Was geht mich das an, mir ist langweilig!? Brillant dieses Ignorieren allerhöchster Kunst.

Nach der Pause wurde es immer hitziger, kämpferischer, ergo epischer. Der Ausgleich zum DreiDreie fiel wieder aus der Ferne und nunmehr gar mit Unterstützung der Traktoristen: bereitwillig öffneten sie die Gasse für den heranrauschenden Stürmer, welcher die vom Boxenwächter leicht unklar abgewehrte Murmel eines Weitschützen eindrückte (53.min). Ihr Autor roch Rauch. Nämlich da war sie wieder, die Situation der Tragik, die Saison durchziehend: würde die Chronik eines groß angekündigten Scheiterns um ein neues Kapitel erweitert werden heuer? Das war die Frage und der halbe Friedrichshain erstarrte: Tramfahrer verklebten auf den Gleisen, das Ring-Center staubte in Sekundenschnelle ein, die Hipster auf der Warschauer Brücke erbrachen sich lustvoll, die Untoten auf dem Parochial-Friedhof erhoben sich laut pupsend. Magisch. Jedoch:

Weinrot zeigte Moral, unterwarf sich nicht dem Selbstekel und fing an zu schnauben. Wieder und wieder zogen die Außen ihre Sprints auf und machten ihre Widerparte mürbe. Mehr und mehr schnürten sie den SFC ein und dann war es die Grinsekatze mittels trockenem wiewohl erfolgreichem Schuß von der Strafraumgrenze zur abermaligen Auswärtsführung. Mittlerweile hatte Traktor den Großen, Coronas Rippe und Trevor Francis eingewechselt und die beteiligten sich am Verteidigen der wertvollen Führung nun mit einem aufopferungsvollen Laufspiel. Unterdessen der Gastgeber immer im Bilde, verfügte mit Fernschüssen über gute Instrumente und war weiterhin ein würdiger Gegner. Schön zu sehen deren Nehmerqualitäten und einfache Beschlagenheit. Und es kippte doch tatsächlich! In der Phase zwischen der 65-85. Minute bekamen Boxhagener kaum ein Bein in die Offensive und der Ausgleich lag in der Berliner Luft. SFC? Gute Truppe!

Erst final der Rensenbrink prügelte das Fünfte nach einer Wuselei im Fünfer ein; das vorausgegangene Handspiel darf aus Sicht ihrer Sportreduktion in diesem Falle vernachlässigt werden.

Enge Kiste, knapper Sieg, zähe Quälerei. Oder auch: gute Arbeit, vorbildliche Geduld, Glück des Tüchtigen. So oder so ähnlich dürften es auch die den Traktoristen die Däumchen haltenden 13 Zugucker am Rasenrand gesehen haben und pünktlich Heih Nuun wurden die ersten Hopfenkaltschalen aufgemacht. Auch von diesen Aktiven noch: Sir Weiwel, Sammerle, Blutendes Blond, Auge, Pony M.  –

Gestern Nacht übrigens haben die alliierten Eiermaler Damaskus bombardiert und es ist mittlerweile wirklich besorgniserregend, wie das Mittelalter mit seinen erneuten Kriegslügen Hochzeit hält und die Schreihälse dominieren. Liebe Freunde des Freizeitfußballs, lasst es uns besser machen: Respekt, Einsicht, Verhältnismäßigkeit & Mäßigung. Mit selber an die Nase fassen. Guten Tag.